13 Fra­gen – an Kirs­ten aus Recklinghausen

Kirs­ten aus Reck­ling­hau­sen ist 47 Jahre alt arbei­tet als Leh­re­rin. Wie soll es im Sys­tem Schu­le wei­ter­ge­hen, fragt sie sich und fürch­tet die nicht enden wol­len­de Struk­tur­lo­sig­keit des Alltags.

(1) Liebe Kirs­ten, erzäh­le etwas über Dich! Wo, wie und mit wem lebst Du?

Ich lebe in Reck­ling­hau­sen, in einer Alt­bau­woh­nung zusam­men mit mei­nem Mann.

Was war

(2) Wie war Dein Leben, Dein All­tag VOR Corona?

Mein All­tags­le­ben war bestimmt durch mei­nen Beruf als Grund­schul­leh­re­rin. Schon früh am Mor­gen erschien ich in der Schu­le, um gut vor­be­rei­tet meine Schü­ler und Schü­le­rin­nen dort zu emp­fan­gen. Die Zeit nach dem Unter­richt war eben­falls gut struk­tu­riert. Neben Kon­fe­ren­zen, Vor- und Nach­be­rei­tun­gen stan­den viele all­täg­li­che Dinge auf der Tages­ord­nung: ein­kau­fen, kochen, essen, Freun­de tref­fen, put­zen etc. Gern ver­brach­te ich auch freie Zeit beim Bum­meln durch Geschäf­te. Ein­mal in der Woche war ich zudem ehren­amt­lich in einer Klei­der­kam­mer für Flücht­lings­fa­mi­li­en tätig, um zu hel­fen, aber auch, um Kon­tak­te zu Flücht­lings­fa­mi­li­en zu pflegen.

Was ist

(3) Was hat sich seit der Qua­ran­tä­ne / Aus­gangs­be­schrän­kung für Dich ver­än­dert? Wel­che Ein­schrän­kun­gen erlebst Du / erlebt ihr?

Viele mei­ner all­täg­li­chen Tages­truk­tu­ren ent­fie­len erst­mal. Als die Schu­len geschlos­sen wur­den, fühl­te es sich aber auf kei­nen Fall an wie Feri­en. Ers­tens beschäf­tig­te mich das schlech­te Gewis­sen, nun nicht mehr für meine Schü­le­rin­nen und Schü­ler da sein zu kön­nen. Zwei­tens berei­te­ten mir die stünd­lich neuen Infor­ma­tio­nen in den Medi­en zum Thema Coro­na große Sor­gen. Tage­wei­se erfüll­te ich mei­nen Schul­dienst in der Not­be­treu­ung der Schu­le. An ande­ren Tagen führ­te ich einen tele­fo­ni­schen Eltern­sprech­tag durch. Außer­dem stell­te ich Mate­ria­li­en für das Home­schoo­ling bereit. Der Ein­kauf für Ange­hö­ri­ge nahm zudem eini­ge Zeit in Anspruch: Frem­de Ein­kaufs­lis­ten stell­ten mich vor neue Her­aus­for­de­run­gen. Ansons­ten ver­brach­te ich viel Zeit zu Hause, mit Spa­zier­gän­gen und erprob­te neue Hob­bies. So lern­te ich durch Online­se­mi­na­re Sketch­no­tes ken­nen, kram­te die Näh­ma­schi­ne wie­der her­vor, um Mas­ken zu nähen und star­te­te auch sport­li­ches Trai­ning durch die Online­an­ge­bo­te von Walk at home. Aus­ge­lie­he­ne Puz­zles ste­hen noch unbe­rührt in der Woh­nung, da die Tage auch ohne All­tags­rou­ti­ne erstaun­lich schnell ver­gin­gen. Freun­din­nen traf ich per Video­kon­fe­renz und das deut­lich häu­fi­ger als im nor­ma­len Leben.

(4) Wie sieht ein GUTER Tag in die­ser (Coro­na) Zeit aus?

Durch die feh­len­den Ter­mi­ne in die­ser beson­de­ren Zeit geriet ich sel­ten in Stress­si­tua­tio­nen. Ich ver­trö­del­te gern den Mor­gen mit der Tages­zei­tung, Pod­casts, in der Sonne sit­zend mit einem Buch in der Hand auf dem Bal­kon. An einem beson­ders schö­nen und son­ni­gen Tag mach­ten wir uns auf den Weg zum Rhein, um dort Stei­ne zu sam­meln. Am Rhein ent­lang schlen­dernd konn­te man Coro­na kurz­zei­tig ver­ges­sen und es kam ein wenig Urlaubs­fee­ling auf. Mit 10 Kilo Stei­nen im Ruck­sack war der Rück­weg dann nicht mehr so ange­nehm. Zu Hause wur­den diese dann im Style von Bine Bränd­le bemalt und schmü­cken nun den Bal­kon. Die Aben­de ließ ich gern mit Online­kon­zer­ten, Video­kon­fe­ren­zen mit Freun­din­nen und einem Gläs­chen Wein ausklingen.

(5) Wie sieht ein schlech­ter Tag in die­ser (Coro­na) Zeit aus?

Nach der ers­ten Tele­fon­kon­fe­renz mit mei­nen Mädels , bei der wir viel Spaß hat­ten und zusam­men gelacht haben, wurde ich total trau­rig. Irgend­wie fehl­te der echte Kon­takt in die­sem Moment noch mehr. Ansons­ten gab es immer wie­der mal schlech­te Stim­mung im Tages­ab­lauf, aber auch sehr nette und beson­de­re Momente.

(6) Was for­dert Dich aktu­ell am meis­ten? Was ist Deine größ­te Herausforderung?

Die größ­te Her­aus­for­de­rung besteht im Moment darin, meine Eltern, die beide zur Risi­ko­grup­pe gehö­ren, ein­zu­schrän­ken und von sinn­vol­len Schutz­maß­nah­men zu über­zeu­gen. Zudem beschäf­tigt mich die Sorge um die Lern­fort­schrit­te mei­ner Schü­le­rin­nen und Schü­ler. Wie soll es im Sys­tem Schu­le weitergehen?

(7) Wovon möch­test Du weni­ger / mehr?

Ich wün­sche mir weni­ger kon­fu­se Infor­ma­tio­nen in allen Medi­en zum Thema Coro­na und hoffe sehr, dass die aktu­ell beschlos­se­nen Locke­run­gen keine nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen zei­gen wer­den. Ansons­ten möch­te ich gern wie­der mehr NOR­MA­LI­TÄT, wie auch immer wir die errei­chen werden.

(8) Was macht Dich trau­rig? Was ist schwer für Dich? Was macht Dir Angst?

Es ist noch kein Ende in Sicht – das macht mir Angst! Mit allen Maß­nah­men könn­te ich gut leben, wenn ein Ende in Sicht wäre. Ich plane gern vor­aus und bin gut struk­tu­riert. Im Moment erfor­dert aber gera­de der schu­li­sche All­tag eine Fle­xi­bi­li­tät, die mir nicht gefällt. Kin­der im Grund­schul­al­ter kön­nen noch keine Ver­ant­wor­tung für selbst­ge­steu­er­tes Distanz­ler­nen über­neh­men. Ich hoffe, dass gern besuch­te Geschäf­te und Gast­stät­ten diese schwie­ri­ge Zeit gut über­ste­hen und ich diese bald wie­der besu­chen darf.

(9) Was macht Dich glück­lich? Wor­auf bist Du stolz? Wofür bist Du dankbar?

Glück­lich macht mich, dass ich einen Part­ner an mei­ner Seite habe und auch das Zusam­men­le­ben auch in die­ser beson­de­ren Zeit gut gelingt. Glück­lich machen mich Kon­tak­te zu Freun­din­nen und Freun­den. Das schö­ne Wet­ter der letz­ten Wochen hat auch für GUTE LAUNE gesorgt.

Was kommt

(10) Was ver­än­dert sich dau­er­haft für DICH / für UNS?

Ich hoffe, dass wir alle aus die­ser Krise ler­nen und bes­ser wert­schät­zen, was die Sys­tem­re­le­van­ten für uns tun. Meine Rei­se­plä­ne für die­ses Jahr habe ich ver­wor­fen – aber jede fol­gen­de Reise werde ich in Zukunft auch stär­ker wert­schät­zen. Ansons­ten hoffe ich, bald wie­der in mei­nen nor­ma­len All­tag zurück­keh­ren zu können.

(11) Was wünschst Du Dir für die Zeit „DANACH“? Wor­auf freust Du Dich?

Am aller­meis­ten freue ich mich auf unse­re Lieb­lings­gast­stät­te, Essen gehen mit Freun­den und auf alt­be­kann­te Rei­se­zie­le, die mir nun schon fehlen.

(12) Gibt es schon kon­kre­te Pläne, Ter­mi­ne, Beruf­li­ches für „danach“?

Wir pla­nen gera­de die Schul­zeit bis zu den Som­mer­fe­ri­en. In die­ser Zeit werde ich alle Kin­der mei­ner Klas­se noch ein paar­mal sehen und unter­rich­ten kön­nen. Wie es nach den Feri­en wei­ter­geht …? Beruf­li­che und finan­zi­el­le Sicher­heit weiß ich in die­ser Zeit beson­ders zu schätzen.

Deine Bot­schaft

(13) Was möch­test Du noch mit­tei­len? Was möch­test Du ande­ren mit­ge­ben? Hast du einen TIPP?

Macht das Beste aus die­ser Zeit! Besinnt euch auf Freun­de und Fami­lie! Unter­stützt die loka­len Geschäf­te. Lasst es mit Abstand wie­der kra­chen, wenn die Gas­tro­no­mie öff­net, die war­ten sehn­süch­tig auf ihre Gäste. Lasst uns alle durchhalten!

Danke Dir für die­ses Interview!

(Darm­stadt, im Mai 2020)

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