Kim Sander ist 43 Jahre alt und lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn (8) in Limburgerhof in der Pfalz. Sie wünscht sich weniger vom Gefühl, während der Corona-Zeit mehr erledigen zu müssen.
(1) Du Liebe, erzähle etwas über Dich! Wo, wie und mit wem lebst Du?
Ich bin 43 Jahre alt und lebe mit meinem Mann und meinem Sohn (8) in Limburgerhof in der Pfalz. Wir haben ein Haus mit kleinem Garten und fühlen uns hier sehr wohl.
Was war
(2) Wie war Dein Leben, Dein Alltag VOR Corona?
Mein Alltag war ziemlich „durchgetaktet“ und ich bin aufgrund meines schlechten Zeitmanagements immer von Termin zu Termin gerannt und hatte das Gefühl der Zeit nur hinterher zu rennen. Hinzu kamen neben den geschäftlichen Terminen noch die Freizeitaktivitäten. Alles in allem war jeder Tag ziemlich „vollgepackt“.
Was ist
(3) Was hat sich seit der Quarantäne / Ausgangsbeschränkung für Dich verändert? Welche Einschränkungen erlebst Du / erlebt ihr?
In der Corona-Zeit ist alles viel ruhiger und entspannter geworden. Ich schätze diese Zeit trotz der Einschränkungen, weil wir gefühlt alle zur Ruhe gekommen sind. Man hat nicht das Gefühl etwas zu verpassen. Auch genieße ich es, dass die Familie jetzt noch intensiver zusammen ist. Ich habe mir auch schon Gedanken gemacht, wie ich nach der Corona-Zeit weitermachen kann, so dass nicht gleich alles wieder so stressig wird. Allerdings weiß ich noch nicht genau, wie ich das schaffen kann. Man kann auch nicht alle Aktivitäten (Sport, Musik, etc.) canceln und das möchte ich auch nicht. Aber ich muss auf alle Fälle an meinem Zeitmanagement arbeiten. Wir sind jetzt viel mehr an der frischen Luft und viel aktiver, als vor der Corona-Zeit. Auch mein Mann, der eher ein Bewegungs-Muffel ist, hat seine Leidenschaft für die Bewegung entdeckt. Und auch unser Sohn geht meistens gerne mit spazieren oder Rad fahren. Das genieße ich sehr.
(4) Wie sieht ein GUTER Tag in dieser (Corona) Zeit aus?
Ein guter Tag in der Corona-Zeit ist für mich, wenn ich nach einer guten Nacht erholt aufwache und auch mein Junior problemlos aus dem Bett kommt und guter Dinge ist. Die Hausaufgaben macht er ohne Murren und vor allem am Stück. Danach spielt er zufrieden in seinem Zimmer und ich kann in Ruhe arbeiten. Wenn ich einen Termin habe, kann Mike sich mal Zeit nehmen, um nach Julian zu schauen oder sich auch mal eine halbe Stunde zu ihm zu setzen. Am frühen Abend machen wir gemeinsam einen Spaziergang oder fahren Fahrrad. Guter Dinge kommen wir nach Hause, ich richte das Essen, während die Jungs den Tisch decken und wir haben ein harmonisches Abendessen. Anschließend gibt es einen Spiele- oder Kinoabend und alle sind glücklich und zufrieden. … und tatsächlich haben wir glücklicherweise viele solcher Tage, auch wenn vielleicht nicht alles zu 100% eingetroffen ist!
(5) Wie sieht ein schlechter Tag in dieser (Corona) Zeit aus?
Es gibt Tage, an denen von der Arbeit her so viel anfällt, dass Homeoffice und Homeschooling parallel eine große Herausforderung sind. Oft können mein Mann und ich uns beim Homeschooling aufteilen, aber an manchen Tagen nicht und das sind die besonders stressigen Tage. Leider bin ich dann ganz schnell gestresst und genervt und man merkt mir das auch extrem an. Ich schimpfe dann viel mit unserem Junior, der eigentlich nichts dafür kann. Und obwohl ich das weiß, schaffe ich es nur selten das zu ändern.
(6) Was fordert Dich aktuell am meisten? Was ist Deine größte Herausforderung?
Die oben genannten Tage stressen mich sehr, aber diese habe ich zum Glück eher selten. Es stresst mich, dass ich es nicht schaffe, in solchen Situationen bedachter und ruhiger zu handeln. Ansonsten fehlt es mir, dass man sich nicht mit der erweiterten Familie und Freunden treffen kann. Aber es sind ja Lockerungen in Aussicht. Ansonsten geht es mir nach wie vor sehr gut in der Corona-Zeit. Ich habe zu keiner Zeit darunter gelitten oder Ängste gehabt.
(7) Wovon möchtest Du weniger / mehr?
Ich möchte gerne weniger das Gefühl haben, während der Corona-Zeit mehr erledigen zu müssen. Wo man hinhört, haben die Leute den Garten umgestaltet, den Keller aufgeräumt, das Haus ausgemistet. Ich frage mich, wann die Leute dafür Zeit gefunden haben? Auch, wenn es im Homeoffice aufgrund des Entfalls der privaten Termine unterm Strich ruhiger ist, so nimmt die Arbeitszeit doch einen großen Teil des Tages in Anspruch und das Homeschooling ist auch nicht zu unterschätzen, zumal unser Junior leider wenig alleine macht. Dadurch, dass der Laptop gefühlt immer griffbereit ist, schaffe ich es kaum meine Arbeitszeiten einzuhalten. Das fällt mir wirklich schwer.
(8) Was macht Dich traurig? Was ist schwer für Dich? Was macht Dir Angst?
Angst habe ich keine. Traurig macht mich, dass ich meine Eltern, Großeltern und Freunde nicht treffen kann. Und traurig macht mich, dass ich nicht mehr am Tag erledigen kann, weil die Zeit nur so verfliegt. Zu Beginn der Corona-Zeit hatte ich mir so viel vorgenommen, doch ich finde keine Zeit dafür. Schwer fällt mir, meinen Tag strukturierter zu gestalten. Das ist mir vor Corona nicht gelungen und gelingt mir auch jetzt nicht.
(9) Was macht Dich glücklich? Worauf bist Du stolz? Wofür bist Du dankbar?
Meine Familie macht mich glücklich und auf unsere kleine Familie bin ich stolz. Außerdem macht mich sehr glücklich, dass wir in der kompletten Familie so ein gutes, enges und vertrautes Verhältnis haben. Stolz bin ich auf meinen Sohn, der ein ganz toller Junge ist, auch wenn er mich mit seiner Energie täglich an meine Grenze bringt (lacht). Dankbar bin ich für meine Familie und unser zufriedenes Leben ohne nennenswerte Sorgen.
Was kommt
(10) Was verändert sich dauerhaft für DICH / für UNS?
Die aktuelle Zeit hat sicherlich ganz viele zum Nachdenken angeregt – bewusst oder unbewusst. Ich bin überzeugt, dass wir uns alle überlegen, was wir künftig wirklich brauchen und wofür wir unsere Energie und Zeit aufwenden wollen. Es hat sich auch gezeigt, wie viel vom Homeoffice aus möglich ist und mein Ziel ist es, auch künftig mehr im Homeoffice zu arbeiten.
(11) Was wünschst Du Dir für die Zeit „DANACH“? Worauf freust Du Dich?
Ich freue mich, wenn man sich wieder mit der Familie und mit Freunden treffen und gemeinsame Zeit im erweiterten Kreis genießen kann. Ich freue mich darauf, wieder Alltag zu haben. Und auch mal wieder ins Restaurant zu gehen. Und ich freue mich auf Urlaub. Und ich wünsche mir, dass ich es schaffe, mir etwas von der aktuellen Ruhe zu bewahren und mit meiner Zeit bewusster umzugehen.
(12) Gibt es schon konkrete Pläne, Termine, Berufliches für „danach“?
Wir fliegen jedes Jahr im Herbst zu meiner Schwägerin, meinem Schwager und meiner Nichte nach Dubai. Wir haben uns lange nicht gesehen und hoffen sehr, dass dieser Termin stattfinden kann, nachdem schon so vieles für dieses Jahr gestrichen werden muss oder musste, zum Beispiel Konzerte, Geburtstagsfeiern und Urlaub.
Deine Botschaft
(13) Was möchtest Du noch mitteilen? Was möchtest Du anderen mitgeben? Hast du einen TIPP?
Wenn man mal einen schlechten Tag und mit dem Kind, den Kindern viel geschimpft hat uns sich schlecht fühlt, muss man sich einfach sagen, dass man nur ein Mensch ist und jeder mal an seine Grenzen kommt. Das Schöne, das auch in der Corona-Zeit wieder deutlich wurde, ist, dass es uns im Grunde allen gleich geht und Alle ähnliche Probleme haben. Und wenn es bei anderen alles perfekt wirkt, so kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass das nicht stimmt. Man sollte sich öfter bewusst machen, wie glücklich man sein sollte, für all das, was man hat und wie gut es einem doch geht und nicht immer nur danach streben, was man nicht hat, bzw. gerne hätte.
Danke Dir für dieses Interview!
(Darmstadt, im Mai 2020)