Daniela Schuh ist 52 Jahre alt und führt gemeinsam mit ihrem Mann die Web- und Werbeagentur „Splendid“. Sie empfindet neben positiven Aspekten auch die wirtschaftliche Unsicherheit und damit die fehlenden Investitionen vieler Unternehmen.
(1) Erzähle etwas über Dich! Wo, wie und mit wem lebst Du?
Ich lebe gemeinsam mit meinem Mann Tom und meiner weißen Schäferhündin Zuri in Darmstadt Eberstadt. Wir wohnen und arbeiten sehr idyllisch auf einem Gelände mit einer im 16. Jahrhundert errichteten, denkmalgeschützten Wassermühle, der Eschollmühle.
Was war
(2) Wie war Dein Leben, Dein Alltag VOR Corona?
Mit Splendid Marketing haben wir das große Glück Arbeiten und Wohnen unter einem Dach vereinen zu können. Das Jahr startete eigentlich ganz gut. Wir hatten bereits Aussicht auf mehrere tolle neue Webseiten Projekte. Unsere Projektplanungen terminieren wir immer möglichst präzise und auch vorausschauend. Nicht nur Tom und ich sitzen regelmäßig zusammen, um die Projekte zu besprechen, sondern auch unsere Kunden sind bei uns vor Ort für gemeinsame Besprechungen oder Schulungen. Insgesamt war unser Tag vor Corona sehr strukturiert und organisiert.
Was ist
(3) Was hatte sich seit der Quarantäne / im Lockdown für Dich verändert? Welche Einschränkungen hast Du erlebt?
In unserem gemeinsamen Arbeitsweise hatte sich zunächst nicht so viel verändert. Wir sind es gewohnt, von zuhause und gemeinsam unter einem Dach zu arbeiten. Wir gehen und gingen weiterhin regelmäßig mit Zuri spazieren … und wir haben das große Glück, einen Garten zu haben, den ich nun doppelt zu schätzen weiß. Im Vergleich zu anderen mussten wir wirklich mit wenigen Einschränkungen leben.
Unsere Kunden waren sogar auf einmal deutlich aufgeschlossener was die digitale Kommunikation betrifft. Skype oder Zoom war vorher aufgrund Akzeptanzschwierigkeiten kaum möglich.
Aber natürlich merken wir auch die wirtschaftliche Unsicherheit und damit die fehlenden Investitionen vieler Unternehmen. Innerhalb kürzester Zeit wurden drei größere Projekte storniert, bzw. auf Eis gelegt. Die finanzielle Unsicherheit nagt schon sehr an mir.
(4) Wie sah ein GUTER Tag in dieser (Corona-) Zeit aus?
(5) Wie sah ein schlechter Tag in dieser Zeit aus?
Meist sind das Tage, in denen ich in blinden Aktionismus verfalle. Ich versuche selbstverständlich, so wie natürlich alle, die Krise positiv zu nutzen. Und so nehme ich an Onlinekursen teil, betreibe Recherche wie zukünftige Trends aussehen werden, nehme an Zoom Meetings für kreative Ideenfindung teil, tausche mich mit anderen aus, wie man die Krise als Chance nutzt, entwerfe neue Konzepte, um sie leider oft wieder über Bord zu werfen … und am Ende des Tages: habe ich dann gar nichts vollbracht.
Außer, dass ich mich verrückt gemacht habe und schlecht drauf bin. „Habe ja wieder mal nix heute auf die Reihe bekommen.“
Das ist ein echter Zeit- und Energiefresser!
(6) Was fordert Dich aktuell am meisten? Was ist Deine größte Herausforderung?
Fokussiert zu bleiben. Bei mir zu bleiben. Ruhig zu bleiben …
Sowohl was meinen Beruf angeht, als auch was das Leben mit meinen Mitmenschen in und mit der Krise angeht.
Oft sage ich mir selbst: Es macht keinen Sinn, sich permanent zu sorgen, denn diese Angst lähmt dich nur. Höre auf, zu schauen, wie die anderen ihr Business mit und aus der Krise machen, denn sie haben eventuell ganz andere Ziele als du.
Rege dich nicht darüber auf, wie andere Menschen mit der Krise umgehen. Denn durch Deine Aufregung werden sie ihren Umgang damit nicht ändern.
Allein bei meiner letzen Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln musste ich insgesamt fünf Mitfahrer darum bitten, einen Mundschutz zu tragen…da rege ich mich beinahe schon wieder auf…😉
(7) Wovon möchtest Du weniger / mehr?
Ich wünsche mir wieder mehr Leichtigkeit. Ich vermisse viele liebe Menschen, die ich ansonsten im Alltag regelmäßig gesehen habe: beim Spaziergang, Sport. Ich möchte gerne wieder ungezwungen mit Freunden essen gehen, sie zu uns einladen. Ich möchte meinem Hund so gerne das Meer zeigen und endlos lange am Strand spazieren gehen …
(8) Was macht Dich traurig? Was ist schwer für Dich? Was macht Dir Angst?
Sorge bereitet mir häufig die Engstirnigkeit vieler Mitmenschen und die permanente Suche nach Sündenböcken, die man für die Krise verantwortlich machen möchte. Ganz ehrlich … ich habe häufig das Gefühl, dass wir uns in Richtung Mittelalter zurück bewegen. Schuldige werde gesucht und öffentlich angeprangert.
Ich verabscheue das, es macht mir manchmal Angst, und es macht mich auch sehr traurig.
(9) Was macht Dich glücklich? Worauf bist Du stolz? Wofür bist Du dankbar?
Ich bin vor allem dankbar dafür, dass meine Familie, Freunde und ich selbst gesund und zuversichtlich sind.
Was kommt
(10) Was verändert sich dauerhaft für DICH / für UNS?
Gute Frage. Denn ich glaube das ist es, was uns alle beschäftigt und keiner so genau weiß. Unsere Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft dekonstruieren sich gerade und keiner weiß, wie sie sich wieder neu erfinden wird. Es gibt so viele Szenarien … wir werden sehen, welche sich bewahrheitet. Ich persönlich habe mir mal die Positivste in den Kopf gesetzt … 😉
(11) Was hast Du Dir für die Zeit „DANACH“ gewünscht? Worauf hast Du Dich besonders gefreut?
Ich freue mich auf so viele Menschen. Und sie auch mal wieder „drücken“ zu können. Ich merke immer wieder, wie viel mir die direkte Berührung und Kontakt zu lieb gewonnenen Menschen gefehlt hat.
(12) Gab es im Lockdown schon konkrete Pläne, Termine, Berufliches für „danach“?
Pläne gibt es immer eine Menge bei mir … auch ohne Corona 😁. Das ist oft Fluch und Segen zugleich. Aber konkrete Pläne gibt es nicht wirklich …
Deine Botschaft
(13) Was möchtest Du noch mitteilen? Was möchtest Du anderen mitgeben? Hast du einen TIPP?
Eigentlich ist der Wahlspruch von DOACHING perfekt für uns alle in der jetzigen Zeit:
Alles ist „eine Frage der Haltung“ …
Danke Dir für dieses Interview!
(Darmstadt, im Juli 2020)